Die Geschichte unserer Kirchengemeinde

Das Lied von der Glocke

(Vivos voco, mortuos plango, fulgura frango*)

Fest gemauert in der Erden
Steht die Form aus Lehm gebrannt.
Heute muß die Glocke werden!
Frisch, Gesellen, seid zur Hand!
Von der Stirne heiß
Rinnen muß der Schweiß,
Soll das Werk den Meister loben!
Doch der Segen kommt von oben.

*) zu deutsch: Die Lebenden rufe ich, die Toten beklage ich, die Blitze breche ich
1799 Friedrich Schiller *10.11.1759 in Marbach, + 9.5.1805 in Weimar

Die Kurzgeschichte unserer Kirchenglocke

1925

Die Kirchengemeinde Witten – Heven bestellt bei der Wittener Firma Munte neue Bronzeglocken für die Kirche. Da die Firma Munte zwischenzeitlich den Bronzeguss aufgegeben hatte, vergibt sie den Auftrag für die beiden Glocken an die Firma Junker und Edelbrock in Brilon.

Bei der Intonation (Glockenklangprüfung) gibt es Abweichungen von der Stimmung, sodass die kleine vorhandene Munte - Glocke von 1901 nicht mehr zu dem neuen Geläut passt. Sie wird kostenlos gegen eine Bronzeglocke in der Tonart "gis" von Junker und Edelbrock (die spätere Balver Glocke) im Jahre 1925 eingetauscht.

Diese hat einen Durchmesser von 850 mm und wiegt 375 kg und trägt die Aufschrift:

Jesus Christus gestern und heute - 1925.

Zwischen 1942 - 1945

Im Zweiten Weltkrieg muß die Kirchengemeinde Witten, wie viele andere Gemeinden auch, die beiden großen Glocken von 1925 an die Rüstungsindustrie zum Einschmelzen abgeben.

1949

Die Kirchengemeinde Witten – Heven bestellt neue Stahlglocken beim Bochumer Verein, um ihr Geläute zu vervollständigen. Es stellt sich jedoch heraus, dass die Bronzeglocken von 1925 nicht ins Klangbild passen. Sie werden abgegeben.

1950

Die ev. Kirchengemeinde Balve übernimmt eine der beiden Bronzeglocken.

 

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Eintreffen der neuen Glocke

Am 22. 1. 1950 wird die Glocke, festlich geschmückt, nach Balve eingebracht
Die vorhandene Glocke wird ausgehängt und die „alte – neue“ Glocke eingehängt. Am 12. Mai 1950 erklingt sie erstmalig im Kirchturm.

 

Unsere Glocke heute.

Unsere Kirchenglocke läutet täglich zu bestimmen Zeiten. Jedes Läuten hat eine Bedeutung für die Gemeinde.

Es gibt nur eine Ausnahme. In der Karwoche schweigen alle Glocken, um an die Leiden Jesu zu erinnern.

  • Morgens um 7:00 Uhr
    Die Kirchenglocke läutet das Tagwerk, den Beginn des Arbeitstages, ein.
    Für die Fahrschüler nach Menden bedeutet dieses Signal seit Generationen:" Sputen, der Schülerzug ist bereits vor Garbeck.
  • Morgens um 9:00 Uhr
    Unsere Totenglocke.
    Ein Gemeindemitglied hat uns für immer verlassen und ist zu seiner "letzten Schicht" angefahren.
  • Sonntags um 10:00 Uhr
    Die Glocke ruft zum Gottesdienst in unsere Kirche und verkündet später dann das Ende.
  • Zu jeder Tageszeit
    Die Glocke läd ein zu:
    Schulgottesdiensten
    Kindergartengottesdiensten
    Andachten
    Gebeten
    Trauungen
    Trauerfeiern und Beerdigungen.
  • Abends um 19:00 Uhr
    Unsere Glocke läutet den Feierabend ein.

Da Sonn steicht hentern Wald drüben nei,
besaamt da Wolkn rut,
a jeder lecht sei Warkzeich hie
on schwenkt zen Gruß sän Hut.
 
's is Feieromd ’s is Feieromd
’s Tochwark is vullbracht,
’s gieht alles seiner Hamit zu,
ganz sachta schleicht da Nacht.
(Erzgebirgisches Volkslied v. Anton Günter)

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Der Verbleib der alten Balver Glocke

Die alte kleine Balver Glocke, genannt "Strohglocke", wurde abgehängt und der Missionsgemeinde auf der Insel Nias überlassen.
Die Insel Nias (indonesisch Pulau Nias) gehört zu Indonesien und liegt ca. 125 Km vor der Westküste Sumatras im Pazifischen Ozean. Im 19. Jahrhundert wurden viele Bewohner der Insel (Niasser) versklavt.

Bis Mitte des Jahrhunderts versuchten französische Missionare die Bevölkerung zum Katholizismus zu bekehren, was aber misslang.

Erst 1865 kamen deutsche Missionare der rheinischen Missionsgesellschaft in Wuppertal auf die Insel. Sie hatten mehr Erfolg, denn bis 1939 waren ca 80 % der Niasser protestantisch.

Von 1903 bis 1920 wirkte der Missionar Eduard Fries (*1877 + 1923) auf der Insel. Er baute in Sifaoroasi im Innern der Insel eine Missionsstation auf, an der er seit 1905 arbeitete. In der Missionskirche fand unsere alte Glocke eine neue Heimat. Der Ort gehört heute zu Ombolata. Die Missionsstation wird als solche nicht mehr genutzt. Auf dem zugehörigen Friedhof liegen mehrere deutsche Missionare begraben.

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Quellen:

  • Archiv der evangelischen Kirchengemeinde Balve
  • Festschrift zum 25-jährigen  ev. Kirchengemeinde Balve 1980
  • Franckesche Stiftungen zu Halle (Saale)
  • Internetseite ev. Kirchengemeinde Witten Heeven
  • Wiipedia

Autor: Rüdiger Lenk, Balve

Bildnachweis: Franckesche Stiftungen zu Halle (Saale)