„Ich bin der HERR, dein Gott …“ | Die Zehn Gebote – Teil 1

„Ich bin der HERR, dein Gott …“ | Die Zehn Gebote – Teil 1

„Ich bin der HERR, dein Gott …“ | Die Zehn Gebote – Teil 1

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„Ich bin der HERR, dein Gott …“ | Die Zehn Gebote – Teil 1

Nachdem wir uns in unserer „Konfi-Zeit“ gemeinsam mit den Jugendlichen die Zehn Gebote angeschaut haben und noch manches offen geblieben ist (zum Beispiel die Frage, was die Konfirmandinnen und Konfirmanden eigentlich heut noch auswendig wissen sollten), schaut unser Gemeindepädagoge Sven Körber noch einmal genau hin. In zwei aufeinanderfolgenden Gottesdiensten beleuchtet er die Zehn Gebote.

Am Sonntag, den 13. Oktober ging es um eine Einführung und den ersten Satz der Zehn Gebote. Das wichtigste geben wir hier kurz wieder:

Eine Einführung in die Zehn Gebote …

Was wisst ihr über die Zehn Gebote?

  • In der Bibel kommen die Zehn Gebote zweimal vor: 2. Mose/Exodus 20,1-17 und 5. Mose/Deuteronomium 5,6-21.  Sie begegnen uns in der Erzählung von der Befreiung des Volkes Israel aus der Sklaverei in Ägypten und der Wanderung durch die Wüste.
    Nachdem Gott durch Mose sein Volk aus der Unterdrückung befreit hat, macht er deutlich: Ich habe eure Not gesehen. Ich habe euch geholfen. Ihr gehört zu mir – und nun gebe ich euch Weisungen, wie das gemeinsame Leben mit mir und untereinander gelingen kann.
    Die zweie Erwähnung folgt am Ende der vierzig Jahre währenden Wüstenwanderung. Das Volk befindet sich im Übergang. Durch die Wiederholung wird deutlich: Diese Weisungen sind ein Geländer, an dem sich das Volk auch in der vor ihm liegenden, noch unsicheren Zukunft festhalten kann.
  • Beim Blick in den biblischen Text fällt auf, dass die einzelnen Gebote gar nicht nummeriert sind. In der Tat gibt es unterschiedliche Zählungen. Die katholische Auslegungstradition, der auch Martin Luther folgt, sieht in dem Gebot „Du sollst dir kein Bildnis machen“ eine Wiederholung bzw. Ergänzung zum ersten Gebot: „Du sollst keine anderen Götter haben neben mir.“ Darum wird das Bilderverbot in den entsprechenden Katechismen jeweils dem ersten zugeordnet oder sogar ganz weggelassen. Um dann wieder auf die Zahl zehn zu kommen, wird das letzte Gebot („nicht begehren“) auf zwei verschiedene Inhalte aufgeteilt. Sowohl in der anglikanischen, reformierten und orthodoxen Tradition als auch bei den Juden selbst wird das Gebot „Du sollst dir kein Bildnis machen“ als zweites Gebot aufgeführt und am Ende das „nicht begehren“ nicht mehr unterteilt, sondern als ein ganzes verstanden
  • Wenn wir den Text als insgesamt wahrnehmen, können wir ihn als eine Art Grundwertekatalog verstehen, der allen anderen Gesetzen vorangestellt ist, ähnlich einem Grundgesetz. Dabei fällt auf, dass man die Gebote in zwei Teile gliedern kann: Zuerst wird gelehrt, wie wir uns Gott gegenüber verhalten sollen, dann wie wir mit unseren Mitmenschen umgehen sollen.
  • Am Anfang der Zehn Gebote finden wir eine Zusage Gottes ...

„Ich bin der HERR, dein Gott …“ | Eine Zusage am Anfang: Gott ist für dich!

Beim Lesen fällt auf, dass der erste Satz der Zehn Gebote gar kein richtiges Gebot ist. Ein solches steht nach den Regeln der Grammatik bekanntlich in der „Befehlsform“ (Imperativ). Hier steht allerdings nun ein Satz in der „Aussageform“ (Indikativ): „Ich bin der HERR, dein Gott! Ich habe dich aus dem Land Ägypten herausgeführt – aus dem Leben in der Sklaverei.“ Können wir hier von einer Art Vorwort oder auch einer Präambel sprechen? Wir entdecken: Gott stellt sich hier noch einmal selbst vor. Und diese Vorstellung hat es in sich!

  • Gott sagt: „Ich bin der HERR.“ Zuerst denken wir an den Namen Gottes. Was viele deutsche Bibelübersetzungen mit „HERR“ übersetzen, begegnet uns im hebräischen Urtext mit den vier Buchstaben JHWH. Das sogenannte Tetragramm (die griechische Bezeichnung des vierbuchstabigen hebräischen Gottesnamen) lässt im hebräischen mehrere Übersetzungen zu: „Ich bin, der ich bin.“ oder auch „Ich bin da – für euch.“ Übrigens: Aus Ehrfurcht vor dem Namen Gottes wird im Judentum dieser bis heute nicht ausgesprochen. Stattdessen werden Umschreibungen gewählt: „der Ewige“, „der Heilige“, „die Erhabene“ oder  einfach auch nur „der Name“ …

„Ich bin der HERR, dein Gott …“ Beim Nachlesen ist mir ein Gedanke zu Dietrich Bonhoeffer wichtig geworden. Bonhoeffer stellt uns hier Gott als Vater, Sohn und Heiligen Geist vor (vgl. Zweiter Katechismus-Versuch, 20. Oktober 1936). 

  • Gott sagt: „Ich bin.“ Und diese Zusage gilt gestern, heute – und auch morgen. Während alle Menschen werden und vergehen, sagt Gott: „Ich bin …“ Gott ist am Anfang und am Ende. Wir dürfen hier Gott als den Schöpfer entdecken.
  • Gott sagt: „Ich bin der HERR.“ Wir müssen bekennen: Alle Herren der Welt sind dem Tod und der Sünde unterworfen. Nur einer ist Herr auch über Tod und Sünde – der auferstandene Christus. „Ich bin der Herr“, so spricht Gott in Jesus, dem Sohn.
  • Gott sagt: „Ich bin der HERR, dein Gott.“ Wir sehen, bei Gott wird es persönlich! Während alle Götter der Menschen ihre eigene Ehre suchen, begegnet uns hier ein Gott, der seine Geschöpfe sucht. Er will dein Gott sein. Wir dürfen hier auch an Gott als den Heiligen Geist denken, der mit und in uns wirkt. 

Und dieser Gott handelt, dieser Gott greift ein, dieser Gott kümmert sich. Gott ist für dich: „Ich habe dich aus dem Land Ägypten geführt – aus dem Leben in der Sklaverei.“ Hier stoßen wir auf den „Kern“ der ganzen Zehn Gebote. Wir lesen von der Grunderfahrung des Volkes Israel, dem roten Faden der Bibel: Gott ist für den Menschen da. Gott stellt sich als derjenige vor, der die Not seines Volks gesehen und angenommen hat. Gott führt sein Volk aus der Gefangenschaft in die Freiheit! Gott schafft dem Menschen Raum zum Leben. Und dann gibt er mit den 10 Geboten eine Orientierungshilfe, wie dieser Raum im Miteinander gestaltet werden kann.

Fazit:

Am Anfang der Zehn Gebote entdecken wir: Gott ist für dich. Gott ist da. Gott greift ein. Gott sucht unsere Nähe. Darin zeigt sich seine Liebe zu uns. Diese Liebe führt in die Freiheit – in die Freiheit selbst zu lieben. 

In der Werkstatt Bibel in Dortmund, in der ich fast zehn Jahre lang unterschiedliche Besuchergruppen eingeladen habe, die biblische Texte und Überlieferungsgeschichte zu erleben, gab es eine Postkarte zu den 10 Geboten: Du sollst lieben! Dazu dann aber nächste Woche mehr … 


Herzliche Einladung zum kommenden Gottesdienst am Sonntag, den 20. Oktober, um 10.00 Uhr in der Ev. Kirche Balve. Dort schauen wir uns in einem zweiten Teil die Inhalte der Zehn Gebote an. 

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